Ein klinischer Leitfaden für Therapeuten, die mit geschlechtsunsicheren Jugendlichen arbeiten

Der klinische Leitfaden 2022 der Gender Exploratory Therapy Association (GETA) bietet Orientierungshilfen für Therapeuten, die mit geschlechtsunsicheren Jugendlichen arbeiten. Er stellt einen explorativen psychotherapeutischen Ansatz vor, der sich von geschlechtsbejahenden Modellen unterscheidet.

Ziele und Prinzipien des explorativen Ansatzes

Das Hauptziel ist es, die Belastung von geschlechtsunsicheren Jugendlichen zu reduzieren, indem ein umfassender Ansatz verfolgt wird, ohne ein bestimmtes Ergebnis zu bevorzugen. Im Gegensatz zum affirmativen Ansatz, der davon ausgeht, dass Jugendliche, die in einer anderen Geschlechterrolle als ihrem zugewiesenen Geschlecht leben möchten, transgeschlechtlich sind, versucht der explorative Ansatz, die zugrunde liegenden Ursachen der Geschlechtsdysphorie zu verstehen.

Evaluation und Behandlung

Der Leitfaden empfiehlt eine umfassende Evaluation, einschließlich klinischer Interviews und diagnostischer Instrumente, um beitragende Faktoren wie Traumata, neurologische Entwicklungsstörungen oder soziale Einflüsse zu identifizieren. Er betont, dass medizinische Interventionen, wie Pubertätsblocker oder Cross-Sex-Hormone, erhebliche Risiken bergen, insbesondere Auswirkungen auf die Knochendichte, die Gehirnentwicklung und kardiovaskuläre Komplikationen.

Ethische und praktische Überlegungen

Der Leitfaden betont die Bedeutung der informierten Einwilligung, der Vertraulichkeit und der Achtung der Patientenautonomie. Er präsentiert auch Fallstudien, die die Anwendung des explorativen Ansatzes veranschaulichen. Schließlich warnt er vor den Risiken einer vorzeitigen sozialen oder medizinischen Transition, wobei die Notwendigkeit einer umfassenden Evaluation vor jeder Intervention hervorgehoben wird.

Zusammenfassend schlägt dieser Leitfaden einen vorsichtigen und durchdachten Ansatz vor, um geschlechtsunsichere Jugendliche zu begleiten, wobei der Schwerpunkt auf einer umfassenden Evaluation und der Achtung der Patientenautonomie liegt.

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